Nipo salama – Ich bin sicher. Ich habe Frieden.

19. Dezember 2024 larissa Köhler

Nipo salama – Ich bin sicher. Ich habe Frieden.

Ein Freiwilligendienst in Tansania

Sie fragen mich, was ich nach der Schule gemacht habe. Ich sage wieder und wieder:
„Ich habe das letzte Jahr in Tanzania verbracht, einen Freiwilligendienst in einem
Kinderheim gemacht.“ Jetzt werden ihre Augen groß und schon prasseln Fragen auf mich
ein. Wie, ganz alleine? Hattest du keine Angst? Warst du nicht einsam? Wo hast du den
Mut dazu gefunden? Hast du deine Familie nicht vermisst? Wie hast du das mit der
Sprachbarriere gemacht? Wie hast du das geschafft? Wieder und wieder gehe ich auf die
Fragen ein, rattere die einstudierten Antworten herunter und bemühe ich mich, ihr „Afrika-
Bild“ zu differenzieren und aufzubrechen.

Aber würdest du mich fragen, wie es meinem Herzen in Tanzania ging und mit welcher
Einstellung, welchem Gefühl ich zurückblicke, dann würde ich sagen: NIPO SALAMA.

In Tanzania bin ich immer sicher gewesen. Sicher, dass mein Gott mich jeden Tag dieses
Jahres getragen hat. Sicher, dass er mich genau an diesem Ort abgesetzt hat und mir
vollkommen vertraut, seinen Plan zu sehen und seine Wege zu gehen. Sicher, dass jeden
Morgen sein tiefer Frieden an meiner Türe klopft, den ich in Deutschland so sehr gesucht
und doch nicht gefunden habe. Jetzt ist er da und er drängt sich förmlich in meinen
Alltag. Jetzt bin ich sicher, dass ich nichts lieber erlebe, als seinen tiefen Frieden. Sicher,
dass ich nichts lieber tue, als diesen Frieden mit meinem Umfeld zu teilen und ihn zu
verbreiten. Ja, ich bin sicher, dass es die richtige Entscheidung war, dieses Jahr in
Tanzania zu verbringen.

In Tanzania bin ich immer sicher gewesen. Sicher, weil ich dort zu einer Familie gehöre.
Mit ihnen habe ich alle Tage verbracht. Mit meinen neu gewonnenen
kleinen Geschwistern habe ich gelacht, geweint, gebetet. Schlammschlachten
veranstaltet und für die Schule gepaukt. Ängste überwunden und Meilensteine gefeiert.
Lobpreis-Lieder geträllert und getrommelt bis die Finger taub wurden. Kuchen gebacken
und täglich Reis mit Bohnen gegessen. Halli Galli gezockt und Bibel gelesen. Tief in
meinem Herz haben sie einen Platz gefunden und darauf ein Haus der Erinnerungen und
der Freude gebaut. Ich bin sicher, dass ich jeden von ihnen im Leben gewinnen sehen
will, dass ich sie supporten möchte, wo ich kann, dass ich sie aus vollem Herzen liebe.

Von meinen neu gewonnenen Mamas habe ich gelernt, was aufopfernde Liebe und
unbändiger Glaube bedeutet. Dass Aufgeben keine Option ist und Freude in jeder
Lebenslage dringend nötig und absolut möglich ist. Sie haben mir vorgelebt und wieder
und wieder gezeigt, dass blinder Glaube das Einzige ist, was man in diesem Leben
wirklich braucht. Ja, bei meiner Familie bin ich immer sicher.

In Tanzania bin ich immer sicher gewesen. Trotz Unsicherheit, trotz Krankheit, trotz
Herausforderungen. Denn ich wurde aufgefangen. Wieder und wieder habe ich neue Arten
zu Lieben kennengelernt; verstanden, was Rückenstärkung wirklich bedeutet und wie
wichtig und wertvoll ein starkes Team ist. Ich habe Gemeinschaft für mich neu definiert
und in Tiefe gelebt. Jetzt ist mein Herz neu gepolt, jetzt habe ich Kisten voller Schätze,
die ich in diesem Jahr gesammelt habe.

Stundenlang könnte ich Geschichten erzählen, in Erinnerungen schwelgen und meine
Dankbarkeit ausdrücken. Doch woran ich als erstes denke, welches Gefühl mein Herz als
erstes erwärmt, wenn ich „Tanzania“ höre ist dieser Friede, den ich erst dort in Fülle
kennengelernt habe.

NIPO SALAMA. – Ich bin sicher. Ich habe Frieden.

Lillemor | Mit APCM in Tansania

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