Mitarbeit im Kinderheim in Indien

8. April 2021 Andreas Pestke

Mitarbeit im Kinderheim in Indien

Clara-Sophie über ihr Auslandsjahr

Es ist für mich so schwer das Jahr in Indien in ein paar Sätzen zusammenzufassen. Man hat so viel erlebt, es gab so viele Hoch und Tiefs, man hat so viel gesehen. So ein Jahr ist einfach wahnsinnig komplex.

Man kommt in eine neue Kultur rein und muss sich dort zurecht finden, man sieht neue Sachen, man trifft neue Leute, man muss Arbeit machen die man davor noch nie gemacht hat, man muss sich mit Leuten verständigen die deine Sprache nicht sprechen und du ihre auch nicht, … . Dann kommen auch noch die Sachen dazu die in einem selber passieren, dass man anfängt an sich zu zweifeln, nicht weiß ob man genug für den Dienst gibt, man sich Gedanken macht was andere Leute über einen denken, man sich nicht so zurecht findet wie man es sich vorstellt.

In dem Jahr sind so viel Ereignisse auf mich zu gekommen, sichtbare und unsichtbare, dass sich dieses Jahr in Indien zu einem komplexen Etwas zusammengebaut hat.

Deshalb ist es umso schwerer dieses Jahr für andere Menschen greifbar zu machen, die vielleicht noch nicht ein oder mehrere Jahre im Ausland waren und eine ganz andere Kultur erlebt haben.

In Indien habe in einem Kinderheim in Agra gewohnt und gearbeitet. Agra liegt im Uttar Pradesh im Norden Indiens, ca. 3 Stunden Autofahrt südöstlich von Neu Delhi und ist vor allem für das Taj Mahal bekannt, welches eines der 7 Weltwunder ist. Ansonsten gibt es hier noch die Festung, rotes Fort und das sogenannte Baby-Taj, das Itmad al Daula Mausoleum.

Das Klima in Agra kann sehr in den Sommermonaten Mai bis Juli bis Temperaturen von über 45 Grad sehr unangenehm sein.

Das Kinderheim, Sharonsthan, liegt mitten in Agra wie eine grüne Insel oder Oase. Aus Sicherheitsgründen ist es mit einer hohen Mauer umgeben. Der Eingang ist ein großes Metalltor, dass von einem freundlichen Wachmann bewacht wird.

Meine Arbeit im Kinderheim war vor allem am Anfang sehr vielseitig. Mein Mitfreiwilliger , Johann, und ich haben vormittags, als die Kinder in der Schule waren, Aufgaben gemacht die eben gerade im Kinderheim anstanden. Das ging vom Arbeiten im Office, wo man irgendwelche Sachen Abtippen musste, zur Werkstatt aufräumen, Tische schleppen oder Wände streichen. Das hat eigentlich immer viel Spaß gemacht, da die Aufgaben so vielseitig waren und wir immer was zusammen machen konnten.

In der Winterzeit haben die Aufgaben immer mehr nachgelassen. Ich habe dann ein Projekt angefangen, bei dem ich Motive an die Wände in den Häusern der Kinder gemalt habe.

Dieses Projekt hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Sich darüber Gedanken zu machen, was ich malen soll, mit den Kindern darüber zu reden was sie sich vorstellen, um dann Kompromisse ein zu gehen was für mich machbar ist. Und dann immer wenn die Kinder von der Schule gekommen sind, ihre freudigen und staunenden Blicke zu sehen. Oder sich die Kritik der Mädchen anzuhören, das die Farbe des Kleides nicht stimmen würde und ich sie dann beschwichtigen musste und immer gesagt habe, dass das kein Problem wäre, weil… .

Zur gleichen Zeit habe ich in einem anderen Office gearbeitet und dort meistens die Rechnungen oder andere Ordner sortiert.

Dort habe ich mit der Mitarbeiterin Danis zusammengearbeitet, mit der ich echt gute Gespräche führen konnte und die mich in vielen Sachen ermutigt hat.

Nachmittags, nachdem die Kinder aus der Schule gekommen sind, haben wir mit den Kindern english – class gemacht, indem ich mit den Mädchen Englisch lesen geübt habe, da sie in Hindi andere Schriftzeichen haben und sie dadurch ein ganz neues System lernen müssen.

Danach hatten wir die sogenannte Game-Time wo wir mit den Kindern draußen bis zur Abendandacht gespielt haben, die ich auch 3 Mal die Woche gehalten habe.

Da mein Mitfreiwilliger und ich unter der Woche das Gelände aus Sicherheitsgründen nicht verlassen durften, haben wir die freie Zeit meistens am Wochenende genutzt und sind rausgegangen in die wuselige Stadt, haben uns die Gegend alleine oder mit Freunden angeschaut, Sachen eingekauft oder was gegessen.

Auf diese Art konnten wir einen guten Einblick in die indische Kultur bekommen und

dadurch habe ich die indische Kultur lieben gelernt.

Ich finde es so toll das es in Indien ganz viele kleine Läden gibt wo man immer nur ganz bestimmte Sachen kaufen kann, wie zB. Apotheken oder Malerläden wo man Farben und andere Malerutensilien kaufen kann oder die Gemüse und Obst Verkäufer, die ihr Obst auf kleine Holz Wägelchen verkaufen, …

Also große Läden wie Supermärkte gibt es eher weniger.

Wo ich mich allerding bei den Läden anfangs gewöhnen musste ist das man sich die Sachen nicht selber aussuchen kann, sondern man zuerst sagen muss was man will und dann wird einem genau das gegeben. Das ist auch bei Klamotten so wo ich mich bis heute noch dran gewöhnen muss.

Ich mag das einfach total, zu verschiedenen kleinen Läden zu gehen und mir die Sachen dort zu kaufen als in einen großen Laden zu gehen wo es eine riesen Auswahl gibt und ich mich nicht entscheiden kann oder ich am Ende zu viele Sachen kaufe.

Als ich aber noch andere Teile Indiens gesehen habe, habe ich gemerkt wie unterschiedlich doch Indien ist. Ich war zum Zwischenseminar in Tamil Nadu das ist im Süden Indiens, dann in Kerala mit meinen Eltern, was ebenfalls im Süden ist. Und dann habe ich noch eine Freundin in Nagaland für ein paar Tage besucht. Nagaland liegt 36 Stunden Zugfahrt etwas versteckt ganz im Nordosten Indiens.

Ich konnte da nochmal ganz andere Kulturen, Mentalitäten, Essen, Sprachen und Aussehen der Menschen kennen lernen. In Nagaland leben z.B. über 90 % Christen. Kerala ist ebenfalls christlich geprägt während im Norden Hindus und Moslems miteinander auskommen. Christen sind hier in der Minderheit.

Trotzdem waren Grundlegende Dinge wie das es so viele kleine Läden gibt oder wie die Menschen denken gleich bzw. ähnlich.

Indien für mich dadurch ein total faszinierendes und schönes Land geworden auch wenn ich viele Dinge nicht so toll finde, wie z.B. die Regierung, der Umgang mit Minderheiten in der Gesellschaft und teilweise ganz arg konservatives Denken oder andere Dinge wie wenig Willen für Fortschritt. Was ich einfach mit meinem deutschen Denken nicht verstehen kann. Was für mich mittlerweile total ok ist.

Abschließend kann ich sagen das dieses Jahr ganz wertvoll für mich war, auch wenn ich vieles oft nicht verstehen konnte.

Ohne diesen Freiwilligendienst hätte ich Indien niemals so kennen und lieben gelernt und dafür bin ich wahnsinnig dankbar.

Clara-Sophie | Mit APCM in Indien

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