Mein Jahr in Sambia

8. April 2021 Andreas Pestke

Mein Jahr in Sambia

Melissa Bayer über ihren Dienst in Afrika

Meine Zeit in Sambia ist nun leider schon vorbei. Diese elf Monate vergingen unheimlich schnell und ich bin unglaublich dankbar, dass ich dieses Jahr erleben durfte.

Nach den ersten Wochen zurück in Deutschland fiel mir auf, was ich in Sambia vergessen oder verloren habe. Dazu gehört wohl auch eingroßer Teil meines Herzens.

Ich gab dieses Jahr für Gott hin und wollte ein Segen sein, mithelfen.Doch dadurch, dass ich versuchte Segen weiterzugeben, wurde ich selbst mehr gesegnet, als ich erwartet hatte. Ich durfte erleben, was in Apostelgeschichte 20, 35 steht: ,,Geben ist seliger, als Nehmen.“

Selbst Lernen

So tauchte ich also in eine mir fremde Welt ein und wurde durch eine neue Kultur, Herausforderungen, Aufgaben und den Menschenverändert. Erst dadurch wurde mir wirklich bewusst, was es bedeutet sein Weltbild durch das Kennenlernen einer neuen Kultur zu erweitern. So kann ich uns fremde Handlungsweisen oderTraditionen verstehen und das Denken der Menschen aus anderenKulturen besser nachvollziehen und weiß, dass es nicht die eine richtige Kultur gibt, nicht einmal die deutsche.

Ich lernte selbstständiger zu werden, mich an neue Umstände anzupassen und lernte meine Stärken und Schwächen besser kennen und mit ihnen umzugehen.

Neue Freundschaften

Auch der Umgang mit den Menschen dort prägte mich positiv. Ich durfte neue Beziehungen knüpfen und Freundschaften entstanden. Generell erlebte ich die Menschen dort als offene, dankbare und freundliche Leute, die sich schon von Anfang an darauf freuten voneinander zu lernen. Sie lernten von mir und ich von ihnen. So unterhielten wir uns viel über kulturelleUnterschiede, wie den Brautpreis, das Essen oder kleine Handlungsweisen oder arbeiteten gemeinsam. Ich verstand mich gut mit ihnen und konnte deren Sichtweisen mit der Zeit immer besser verstehen und annehmen. Manchmal musste ich dann auch schmunzeln, wenn sie besser über die deutschen Fußballteams auskannten als ich, denn diese Sportart ist in Sambia sehr beliebt.

Die sambische Kultur

So gibt es viele Unterschiede in den Kulturen, die schon in den kleinsten Handlungsweisen sichtbar werden und genauso gibt es immer mal wieder Dinge, die sich sehr ähneln und einem bekannt vorkommen.

Einer der großen Unterschiede, der mir auffiel war die Gelassenheit der Sambia. Während es den Deutschen sehr wichtig ist pünktlich zu erscheinen, kommt es bei den Sambiern auf eine halbe Stunde bis Stunde Verspätung auch nicht mehr an. Da ist es ihnen wichtiger ein Gespräch zu Ende zu führen oder einem Freund noch schnell zu helfen. Außerdem hat man manchmal das Gefühl, dass vieles einfach unkomplizierter angegangen wird, wodurch das Fahrrad dann rekordverdächtig beladen ist, oder 15 Menschen in einem kleinen Auto sitzen können, somit kommen schließlich alle ans Ziel.

Außerdem ist ein respektvoller Umgang mit älteren Personen sehr wichtig, so gibt es zum Beispiel die Silbe ,,Ba-“ vor dem Namen einerPerson, um Respekt auszudrücken.

Auch viel mir auf, dass die Menschen, die aus unserer Sicht am wenigsten besitzen, sehr dankbar und glücklich sind und am meisten teilen. Diese Eigenschaft wird schon bei den Kleinsten deutlich. So stecken sie z.B. Süßigkeiten, die sie geschenkt bekommen und eine Seltenheit für sie sind, für ihre Geschwister ein. Sie schätzen wert was sie haben und leben im hier und jetzt.

Wie ich leben darf ist keine Selbstverständlichkeit

Ich durfte in Deutschland aufwachsen, war behütet, durfte eine sehr gute Schulbildung genießen und musste mir nie Sorgen machen, ob ich am nächsten Tag noch genug zu Essen bekomme.

All diese Dinge waren für mich selbstverständlich. Heute denke ich anders darüber.Ich habe verinnerlicht, dass es eben nicht selbstverständlich ist so zu Leben, was wir als ,,Standard“ bezeichnen. Als ich nach Sambia kam, war ich in vielen Augen die reiche Weiße und zu Beginn ärgerte ich mich noch darüber, dass man so von mir dachte. Doch es dauerte nicht lange, bis ich dieses Denken über mich verstand. Aus anderer Sicht ist mein Leben ein außergewöhnliches Privileg.

Immer wieder passen die kleinen Kinder den ganzen Tag auf ihre kleinerenGeschwister auf und nicht selten hört man, dass sie ,,hungry“ sind. Oft laufen sie mit reparierten Flipflops, durchlöcherter Kleidung und selbstgebasteltem Spielzeug herum. Es kam sogar schon vor, dass ein kleiner Junge uns nach einem Taschentuch fragte, das er in Constanzes Hosentasche erspähte. So wohnen Arm und Reich direkt nebeneinander und diese Spannung ist oft nicht einfach mitzuerleben.

Etwas, dass mich sehr beschäftigt ist, dass viele Eltern keine Möglichkeit haben ihre Kinder in die Schule zu schicken. So können viele der Kinder nicht Lesen oder Rechnen und würden sich sehr freuen, wenn sie eine Schule besuchen dürften.

Dadurch trauen sie sich kaum von einem guten Beruf zu träumen, während ich vor der Qual der Wahl stehen darf.

Abschied nehmen

Eine weitere Sache, die ich in diesem Jahr lernte war es, mich von schönenMomenten oder Freunden zu trennen. Ich lernte mich nicht an etwas fest zu klammern oder hinterher zu trauern, sondern die schönen Momente zu genießen und wertzuschätzen und sie dankbar wieder zu verlassen und nach vorne zu schauen. Das viel mir mit kleinen Situation immer leichter, doch trotzdem hatte ich mit dem Abschied von Sambia, meinen Aufgaben und denMenschen dort zu kämpfen.

Zum Schluss…

Ich kann sagen, dass ich Jedem empfehle ein solches Jahr im Ausland mit Gott zu wagen und bin sehr dankbar, dass ich das tun durfte.

Ich möchte die Menschen in Erinnerung behalten und nicht vergessen, was ich gelernt habe. Daher will ich versuchen, deren Dankbarkeit, Respekt und gebende Haltung auch hier in Deutschland in mein eigenes Leben zu integrieren.

DANKE für diese Möglichkeit!

Mellisa Bayer | Mit APCM in Sambia

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