Ein Jahr auf Madagassisch

2. April 2019 Andreas Pestke

Ein Jahr auf Madagassisch

Madita berichtet von der Vanilleinsel

Die Sprache wird oft als Schlüssel, um einen Menschen besser kennen zu lernen, bezeichnet. In Madagaskar wäre diese Sprache Madagassisch gewesen. Selbst im kleinsten, abgeschiedensten Dorf spricht man die Sprache, die die Menschen auch in der Hauptstadt sprechen. Das schweißt zusammen. Wir Freiwilligen waren mit unseren wenigen Kenntnissen beim Besuch der Familien immer auf einen Übersetzer angewiesen. Einige Worte sind mir jedoch im Gedächtnis geblieben, vor allem Namen, die oft eine tiefere Bedeutung haben.

Mitantana – an die Hand nehmen

So heißt die Schule, in der ich gearbeitet habe. Die Kinder werden im übertragenen Sinne durch gute Bildung, ein warmes Mittagessen und Hygienemaßnahmen an die Hand genommen. In meinem Einsatzbereich, dem Kunstunterricht, war das auch möglich. Es war super schön zu sehen, mit welcher Freude die Schüler die Aufgaben ausführten und langsam etwas mehr Kreativität zeigten. Etwas, das im normalen Unterricht oft zu kurz kommt. Auch wir Freiwilligen wurden von den Menschen vor Ort an die Hand genommen. Bereitwillig unternahmen sie Ausflüge mit uns, um uns die Umgebung zu zeigen, oder erklärten kulturelle Besonderheiten, von denen wir sonst nichts erfahren hätten.

Am Hände halten fehlte in dieser Zeit auch wörtlich nichts. Anfangs begegneten die Kinder uns schüchtern gegenüber. Vor allem die Kleinen hatten erst selten Kontakt mit Ausländern gehabt. Aber schon nach ein paar Tagen nahmen die Kinder unsere Hand, manche stritten sich sogar darum, wer als nächster an der Reihe sein durfte. Durch Spiele spielen, zusammen singen und die Hand nehmen konnten man zeigen: ich bin da. Und die Kinder wurden mal zu mal ausgelassener und blühten merklich auf.

Fitiavana – Liebe

In der ersten Zeit in Madagaskar hatte ich viel im Büro zu tun. Unter anderem kam ich in das Vergnügen, Klassenlisten zu erstellen. Die Schüler dort haben fast ausnahmslos super lange Namen, von denen man in Deutschland noch nie gehört hat. Ein Mädchenname, der häufiger vorkam, war „Fitiavana“.

Und an Liebe war dieses halbe Jahr in Madagaskar wirklich reich. So richtig wird mir erst jetzt bewusst, wie sehr ich die Kinder und andere Freunde vermisse. Innerhalb der Zeit vor Ort wuchsen Freundschaften und meine Hingabe zum Projekt. Am Anfang war die Motivation für Kunst hauptsächlich, dass meine Beschäftigung gewährleistet war. Aber schon nach ein paar Mal wurde mir bewusst, dass es eigentlich um die Kinder ging. So veränderte sich der Fokus darauf, sie zu fördern und ihnen möglichst viel Wertschätzung entgegen zu bringen.

Das wurde allerdings überhaupt erst durch die uns gegenüber gebrachte Liebe ermöglicht. Wir Freiwilligen wurden von allen Mitarbeitern herzlich empfangen. Sie waren nachsichtig, ermutigten uns und wir konnten gemeinsam viel lachen und Spaß haben.

Fitahiana – Segen

Oft wird Jungen dieser Name gegeben. Als Mädchenname ist er aber auf der Vanilleinsel auch nicht ausgeschlossen – so streng sieht man das mit den Namen dort nicht. Gesegnet war ich mit charakterlicher Entwicklung, neuen Freundschaften, Herausforderungen und auch einigen Wundern. Vor allem die Konfrontation mit Kulturunterschieden hat, das merke ich zurück in Deutschland besonders, meinen Blick geweitet. Im Umgang mit Menschen anderer Kulturkreise gibt es einige unsichtbare Verschiedenheiten. Für die Sensibilisierung diesbezüglich bin ich sehr dankbar.

Wir Freiwilligen selber konnten auch für die Schule ein Segen sein. Die Kinder wertschätzen, mit ihnen spielen, einen Ort zum Abschalten bieten… das sind nur einige Tätigkeiten, an die ich denke.

Woran ich mich in dem Bezug immer erinnern werde, ist die Freude, die die Kinder lautstark zeigten, wenn ich mit meinen Kisten und Taschen voller Material beladen zum Kunstunterricht kam. Und auch die Abschiedstränen sprechen wohl Bände.

Madita Baumann | mit APCM & Nehemia Christliches Hilfswerk 2019 – 2020 in Mitantana, Madagaskar

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